Pressemitteilung: Klimaliste fordert ein Nein zum Schindhaubasistunnel

Als Klimaliste sind wir uns der belastenden Verkehrssituation in der Südstadt sehr bewusst. Auch Menschen, die uns gewählt haben und unterstützen, wohnen in den betroffenen Vierteln und erleben tagtäglich die Herausforderungen vor Ort. Gemeinsam mit ihnen setzen wir uns nachdrücklich dafür ein, Lösungen zu finden – jedoch ist der geplante Tunnel aus unserer Sicht und auch für viele der Anwohnenden selbst der falsche Ansatz.

Der Tunnel soll die Herausforderungen der Zukunft lösen, ist aber auf die Probleme der Vergangenheit ausgerichtet. In 20 Jahren, wenn er endlich fertiggestellt wäre, wird die Welt eine andere sein. Die Klimakrise schreitet in rasantem Tempo voran und auch Tübingen wird ihre Auswirkungen deutlich spüren. Auch wenn wir nicht exakt vorhersagen können, wie die Welt in 20 Jahren aussehen wird, ist eines sicher: sie wird andere Anforderungen an uns stellen als heute. Der Tunnel stellt den verzweifelten Versuch dar, an einer Zeit festzuhalten, die es so nicht mehr geben wird – einen solchen Anachronismus können wir uns nicht mehr leisten. Er bedeutet die Zementierung der bisherigen Strukturen, während wir dringend etwas anderes als diese Beharrung benötigen: wir brauchen Aufbruch, neue Wege, Mut zum Ausprobieren und die Akzeptanz der zukünftigen Realitäten – verbunden mit positiven Visionen. 

Der Schindhaubasistunnel befeuert und verstärkt den Individualverkehr. Das steht im Gegensatz zur zukunftsgerichteten Vision der Klima- und Mobilitätswende. Investitionen in den Ausbau des motorisierten Individualverkehrs müssen zurückgefahren werden zugunsten zukunftsweisender Maßnahmen wie dem dringend erforderlichen Ausbau des ÖPNV. Dies ist auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit mit Blick auf diejenigen Menschen, die keinen Führerschein besitzen –  immerhin 13 Millionen in Deutschland – oder sich kein Auto leisten können.

Zudem droht der Tunnel, eine teure Investitionsruine zu werden: für ein Projekt, das bei seiner Fertigstellung so nicht mehr benötigt wird, bindet er immense finanzielle Mittel, Personal und Ressourcen. 

Alleine die Zeitspanne, bis der Tunnel gebaut wäre, ist bereits absurd: 20 Jahre sollen vergehen, ohne dass in dieser Zeit alternative Lösungen umgesetzt werden? Das ist für uns nicht akzeptabel. Wir fordern stattdessen Maßnahmen, die schnell greifen und die Verkehrssituation kurzfristig entlasten, zum Beispiel:

  • Pförtnerampeln, die den Stau dort entstehen lassen, wo er den geringsten Schaden anrichtet,
  • großzügige Querungsmöglichkeiten an den betroffenen Straßen für Menschen zu Fuß und zu Rad,
  • P+R-Parkplätze zur Anbindung an den Hauptbahnhof und andere wichtige Ziele über eng getaktete Shuttlebusse,
  • sowie eine zügige Prüfung und Umsetzung von Maßnahmen, die den ÖPNV stärken und attraktiver machen. Dazu zählen beispielsweise auch Direktbuslinien nach Stuttgart, so lange der Bahnverkehr nicht zuverlässig funktioniert und der ländliche Raum nicht besser angeschlossen ist.

Ein Nein zum Tunnel – Verantwortung für die Zukunft übernehmen

Ein Nein zum Tunnel ist nicht bloß die Ablehnung eines Bauprojekts. Es ist ein klares Signal für mehr Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Für die Südstadt bedeutet es, bereits die Gegenwart aktiv mit innovativen Ideen zu gestalten und damit eine Zukunft zu schaffen, die nicht auf Verleugnung der Realität basiert, sondern diese akzeptiert und eine positive Veränderung bewirkt.

Angesichts knapper Kassen und Fachkräftemangel müssen wir uns auf diejenigen Projekte fokussieren, die uns bestmöglichst auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten. Deshalb fordert die Klimaliste ein Nein zum Tunnel, die schnelle Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen zur Entlastung der Verkehrssituation sowie mittel- und langfristig eine nachhaltige Verbesserung durch die Stärkung des ÖPNV und alternativer Mobilitätskonzepte.

Gemeinsam können wir eine Verkehrswende erreichen, die zukunftsorientiert, gerecht und ökologisch tragfähig ist.

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